Im „Business Innovation Lab“ von KSB beantworten Dr. Stephan Timmermann und Dr. Stephan Bross einige Fragen zur 150-jährigen Unternehmensgeschichte und geben dabei interessante Einblicke in Gegenwart und Zukunft.
Wir befinden uns hier im „Business Innovation Lab“, wo KSB neue, digitale Geschäftsmodelle entwickelt. Was hätten die Unternehmensgründer von dieser Einrichtung gehalten?
Dr. Stephan Timmermann: Zweifellos wären sie von unserer Ideenschmiede begeistert. Denn hier zählen Fähigkeiten, die KSB seit jeher stark gemacht haben und auch heute noch für alle Unternehmen wichtig sind: Neues ausprobieren, Kundennutzen erkennen, kreative Lösungen entwickeln und sich auf verschiedene Märkte mit inspirierenden Ideen einstellen. Kurz gesagt: Das Team in unserem Innovationszentrum erkennt die Bedürfnisse unserer Kunden und erfüllt diese. Das ist zeitlos!
In den vergangenen 150 Jahren mussten sich Unternehmen häufig auf neue Märkte einstellen. Was waren für KSB die wichtigsten Veränderungen?
Dr. Stephan Bross: Ende des 19. Jahrhunderts ergaben sich durch die Elektrifizierung ganz neue Möglichkeiten. Märkte und Anwendungen entstanden, etablierte Technologien wie die Dampfmaschine verschwanden. Gleiches galt mit Einzug der Automatisierungstechnik Ende der 1970er-Jahre und Ähnliches sehen wir jetzt im Zuge der Digitalisierung. Jedes Mal hat sich KSB mit innovativen Produkten darauf eingestellt. Aber auch geo- und marktpolitische Veränderungen haben das KSB-Bild geprägt. Dazu gehören sowohl die Wiedervereinigung als auch die Konsequenzen aus dem Klimawandel. Der Energiebereich war beispielsweise lange das Zugpferd unseres Unternehmens. Konventionelle Kohlekraftwerke spielen aber – mit regionalen Unterschieden – künftig nur noch eine untergeordnete Rolle in der Energieversorgung. Darauf reagieren wir, indem wir das zugehörige Know-how dort nutzen, wo es in den sich ändernden Märkten gefragt ist: zum Beispiel im Bereich der regenerativen Energieerzeugung oder im Umfeld der Abfallverwertung, um Energie aus Müll zu gewinnen.
KSB hat zahlreiche Produkte auf den Markt gebracht, die Maßstäbe gesetzt haben.
Bross: In 150 Jahren wären da einige zu nennen. Bemerkenswert aus heutiger Sicht ist wohl die standardisierte Wassernormpumpe, die KSB bereits seit 1935 anbietet. Unsere Konstrukteure entwickelten im Laufe der Unternehmensgeschichte immer anspruchsvollere Großpumpen, die ständig höhere Anforderungen erfüllen mussten. Gekrönt wurde diese Entwicklung von der im Jahr 2019 zertifizierten Reaktorhauptkühlmittelpumpe RUV für den chinesischen Reaktortyp CAP 1400, für den KSB der bisher einzig zugelassene Lieferant ist. Aber auch im Standard- und Serienbereich haben wir Maßstäbe gesetzt. Dazu zählen etwa der PumpDrive und der zugehörige SuPremE-Motor als Ergebnis erfolgreicher Entwicklungen im Bereich Automatisierung und Antriebstechnik. Wegweisend waren auch die Werkstoffentwicklung, die Investition in neue Fertigungsmethoden und Produktkonfiguratoren – standardisiert und doch auf den Kunden zugeschnitten! Aber, wie gesagt: Hier kann ich nur eine kleine Auswahl unserer Meilensteine nennen.
Aber in der langen Unternehmensgeschichte waren vermutlich nicht alle Entwicklungen erfolgreich?
Timmermann: Natürlich nicht! Scheitern gehört einfach dazu, will man etwas Großartiges schaffen. Entscheidend ist der Umgang damit: Nur aus Rückschlägen lässt sich lernen, Erfahrungen sammeln und letztendlich entstehen daraus neue, dann erfolgreichere Ideen. Manchmal floppt ein Produkt auch nur, weil es einfach zu früh auf den Markt kam. KSB entwickelte bereits in den 1970er-Jahren eine solarbetriebene Pumpe. Die war genial, aber leider war der Wunsch nach Nachhaltigkeit in der Welt damals dafür noch nicht ausgeprägt genug.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung?
Bross: Die digitale Transformation führt zu einschneidenden Veränderungen in allen Bereichen. Vor einigen Jahren haben wir bei KSB für uns klar definiert, was Digitalisierung für uns bedeuten soll. Das führte zu konkreten Entwicklungen wie dem Konzept der „Customer Journey“, das die Kundenbedürfnisse im digitalen Zeitalter in den Mittelpunkt stellt, oder zu konkreten Produktinnovationen, die Pumpen kommunikationsfähig machen. Darüber hinaus entwickeln wir hier in unserem „Business Innovation Lab“ digitale Geschäftsmodelle, mit denen wir unsere Kunden in dieser Transformationsphase begleiten. Übrigens ist der digitale Wandel kein Neuland für uns: Wir waren 2002 der erste Pumpen- und Armaturenhersteller, der einen Online-Shop hatte.
Timmermann: Wir treiben die Digitalisierung natürlich auch innerhalb unserer Firma voran. Das betrifft unsere Prozesse – ganz gleich ob in der Verwaltung, in den Produktionsstätten oder Service-Zentren. Im globalen Wettbewerb ist das ein Vorteil! Heute schon haben wir eine digitale Fabrik an unserem Standort in Pegnitz. Diese smarte Fertigung dient als Vorbild für andere Standorte.
Bross: Das Potenzial durchgängig digitalisierter Prozesse ist enorm und wird die künftige Arbeitswelt stark verändern. Das erfordert von allen Mitarbeitern die Bereitschaft, die neu entstehenden Aufgaben und Möglichkeiten aktiv anzugehen. Da mache ich mir allerdings wenig Sorgen, denn unsere Leute wollen die digitale Zukunft von KSB gestalten.
Das Jubiläumsjahr feiert KSB unter dem Motto „People. Passion. Performance.“. Was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?
Timmermann: Es sind zuallererst die Mitarbeiter, die mit ihrer Leidenschaft und ihrem Einsatz für den Unternehmenserfolg sorgen. Das dürfen wir nie vergessen! Und in allem, was unsere Mitarbeiter tun, steckt unglaublich viel Arbeit. Das muss uns als Geschäftsleiter demütig, aber auch stolz machen.
Bross: KSB zeichnet sich zudem dadurch aus, dass unsere Mitarbeiter ihre Themen konsequent verfolgen, gerade in schwierigen Zeiten. So haben wir in jüngerer Vergangenheit beispielsweise die Finanzkrise 2008 gut überstanden und auch während der Corona-Pandemie haben unsere Mitarbeiter weltweit mit ihrem Engagement ihre Arbeit getan, wichtige Service-Jobs erledigt, unter widrigen Bedingungen produziert oder den Kontakt zu unseren Kunden aufrechterhalten.
Stichwort Corona-Pandemie. KSB ist verhältnismäßig gut durch das Krisenjahr 2020 gekommen.
Timmermann: Auch da hilft uns ein Stück weit unsere unternehmenseigene DNA. Im Umgang mit der Krise haben wir schnell, aber überlegt reagiert. Unsere Mitarbeiter hielten sich äußert diszipliniert an alle Maßnahmen, die wir zum Schutz ihrer Gesundheit und im Einklang mit den Arbeitnehmervertretern getroffen hatten. So haben wir das Unternehmen und seine Mannschaft mit ruhiger Hand und Zuversicht durch die Krise gesteuert.
Bross: Geholfen hat uns gewissermaßen die historisch gewachsene Firmenstruktur. Im Laufe der Unternehmensgeschichte stellte sich KSB sehr breit auf. Das bedeutet, wir sind heute in unterschiedlichen Regionen und Märkten mit einem ausgewogenen Produktangebot aktiv. Das macht uns weniger anfällig für Krisen als andere Unternehmen.
Was macht KSB auch nach 150 Jahren noch zu einem attraktiven Unternehmen?
Bross: Vielleicht sind wir nicht so hip wie ein Start-up-Unternehmen oder die Tech-Giganten. Aber wir haben etwas zu bieten, was in meinen Augen auch bei vielen jungen Leuten zunehmend wichtiger wird: Es ist die Kombination, die Zukunft ein Stück weit mitzugestalten und gleichzeitig in einem Unternehmen mit festen Werten zu arbeiten. Bei KSB bauen wir auf dem auf, was die Gründerväter vor 150 Jahren geschaffen haben. Deshalb stehen unsere Mitarbeiter und unser Management mit beiden Beinen auf dem Boden, den Blick dabei aber immer nach vorn gerichtet. Das gibt es nicht allzu häufig.
Timmermann: Gerade in einer schnelllebigen Welt bildet unser Teamgeist bei KSB ein starkes Fundament. Was diese Firma außerdem so faszinierend macht, sind die Produkte, die zum Nutzen der Menschheit zum Einsatz kommen. Wir reiten auf den Wellen der Megatrends wie steigender Bedarf an Wasser und Energie. Mit unseren Produkten leisten wir einen kleinen Beitrag, um diese Nachfrage möglichst umweltverträglich und nachhaltig zu bedienen.
Welche kommenden Aufgaben erwarten Sie für KSB?
Bross: Die Zukunft hat bei uns schon begonnen, nicht nur in unserem „Business Innovation Lab“. Die ersten digitalen Produkte und Geschäftsmodelle, die wir bereits auf den Markt gebracht haben, werden wir mit Sicherheit weiterentwickeln. Denn auch diese Innovationen unterliegen Trends, die sich auf die Bedürfnisse unserer Kunden auswirken werden. Neue Geschäftsfelder sehen wir beispielsweise im Bereich Wasserstoff, der ein enormes Zukunftspotenzial bietet. Auch wenn diese neue Technologie noch etwas Zeit braucht, wir bereiten uns jetzt schon darauf vor.